ETH stoppt Erweiterung und Sanierung

ETH stoppt Erweiterung und Sanierung
31. Januar 2021 Kim (they/them)

Hoffnung auf geschlechtsneutrale Umkleiden in den Sportanlagen auf 2035 verschoben

Geplant hatte die ETH eine umfassende Erweiterung und Sanierung des Mensa- und Mehrzweckgebäudes samt Polyterasse. 1 Darunter fällt auch die Sportanlage Polyterasse des ASVZ. Was queer*z gehört und unterstützt hatte: Dass geschlechtsneutrale Umkleiden gebaut würden. Dadurch hätte die ETH einen Schritt weiter in Richtung Inklusion von trans und nicht binären Menschen gemacht und ein Zeichen gegen die strukturelle Diskriminierung dieser gesetzt. Laut Meldung der ETH ist das Bauvorhaben nun aufgrund coronabedingten Sparmassnahmen auf 2028 verschoben. 2 3

Der gesamte Umbau soll gemäss ETH sieben Jahre dauern, was bedeutet, dass frühestens 2035 geschlechtsneutrale Umkleiden an der ETH zur Verfügung stehen. Deshalb ist der Verein queer*z sehr enttäuscht und  möchte sich mit der ETH an einen Tisch setzen, um Möglichkeiten für die Einführung von geschlechtsneutralen Umkleiden im Rahmen der Sanierungen zu prüfen. *

Warum sind geschlechtsneutrale Umkleiden überhaupt wichtig?

Männer und Jungen gehen in die Männerumkleide, Frauen und Mädchen in die Frauenumkleide. Und die Trainer_innen gehen in die Kabine für  Trainer_innen. Diejenigen, die keines von beidem sind, müssen trotzdem wählen und dadurch ihr Geschlecht entsprechend definieren. Eine  Umfrage von Transgender Network Switzerland (TGNS) im Juni 2020 4
hat gezeigt, dass 25% der befragten trans Menschen „in erster Linie auf Sport verzichten, weil sie sich in der bestehenden Infrastruktur als (sichtbare) trans Personen nicht sicher fühlen“. 25% sind fast zehn Prozent mehr Nicht-Sportler_innen als in der Allgemeinbevölkerung. 5

Geschlechtsneutrale Umkleiden sind aber nicht nur für trans Menschen wichtig; richtig umgesetzt können sie zum Beispiel auch Personen zu Gute kommen, die wegen Diskriminierung aufgrund gesellschaftlicher Schönheitsideale oder aus Glaubensgründen Gruppenumkleiden nicht benutzen können. Schon jetzt gibt es vielerorts geschlechtsneutrale Toiletten und Umkleiden. So zum Beispiel die Züri-WCs und seit Kurzem auch die barrierefreien WCs und Duschen am ETH-Campus.

Wenn man bedenkt, dass über 75% der trans Menschen im Sport bereits negative Erfahrungen gemacht haben, inklusive transfeindlicher Aussagen und Gewalt, und sie geschlechtergetrennte Infrastruktur als gravierendes  Problem nennen, könnte man zum Schluss kommen, dass die ETH als eidgenössische Hochschule sich für den Schutz und gegen die strukturelle Diskriminierung einsetzen müsste. Und wenn die Sportanlagen und Umkleiden erweitert würden, wäre es ein recht geringer Aufwand, einige der Umkleiden geschlechtsneutral zu gestalten. Diese Möglichkeit wurde nun aber um Jahre verschoben.

Warum nicht jetzt schon „umrüsten“ und zumindest die ein oder andere Umkleide geschlechtsneutral verwenden?

Das ist eine gute Frage und queer*z setzt sich genau dafür ein. Wir halten euch auf dem Laufenden, wie die Zusammenarbeit und die  Verhandlungen mit der ETH und dem ASVZ verlaufen.


  1. https://ethz.ch/services/de/news-und-veranstaltungen/intern-aktuell/archiv/2020/12/die-weiterentwicklung-des-hochschulgebiets-von-der-polyterrasse-bis-zum-gloriapark.html – Zugriff 28.1.2020
  2. https://ethz.ch/de/campus/entwickeln/bauprojekte/mm-projekt.html – Zugriff 28.1.2020
  3. https://ethz.ch/services/de/news-und-veranstaltungen/intern-aktuell/archiv/2021/01/eth-zuerich-verzichtet-auf-neugestaltung-der-polyterrasse.html – Zugriff 28.1.2020
  4. https://www.tgns.ch/wp-content/uploads/2020/06/20-06-19_Trans-Sein-im-Sport_Auswertung.pdf – Zugriff 28.1.2020
  5. Lamprecht, Markus, Rahel Bürgi und Hanspeter Stamm (2020): Sport Schweiz 2020: Sportaktivität und Sportinteresse der Schweizer Bevölkerung. Magglingen: Bundesamt für Sport BASPO
de_DEDeutsch